Um es vorweg zu nehmen, es gibt kein richtig oder falsch. Es ist wie Spaghetti essen. Du kannst sie mit Messer und Gabel essen und die Spaghetti klein schneiden. Wenn du das in Italien oder in Gegenwart eines Italieners machst, kannst du böse Blicke ernten. Seien wir ehrlich, ob die Nudeln geschnitten sind oder nicht, hat keinen großen Einfluss auf den Geschmack, oder? Bei Whisky gibt es kein richtig oder falsch. Aber es gibt Methoden, die es deinen Sinnesorganen ermöglichen, den Geschmack so intensiv wie möglich aufzunehmen. Für mich gibt es zwei Kategorien. Atmosphäre und Genuss für alle Sinne.
Die Atmosphäre ist mir sehr wichtig. Für mich ist es nicht wichtig, wie ich angezogen bin oder wie genau ein Raum aussehen soll. Es geht um Gemütlichkeit! Man braucht einen Platz, wo man sich einfach wohl fühlt. Das kann alleine vor dem Kamin oder einfach auf der Terrasse / Balkon sein. Oder du triffst dich mit deinen Freunden zum Grillen und machst dir erst was Leckeres zu essen und dann trinkt man zusammen einen Whisky. Es muss ruhig und gemütlich sein. Das hat schon Balu im “Dschungelbuch” erkannt und singt dort ”Probiers mit Gemütlichkeit mit Ruhe und Gemütlichkeit”. Denn wenn man unter Zeitdruck steht, macht es nicht so viel Spaß.
Mit dem Geniessen vom Whisky können wir tatsächlich alle Sinne erreichen, Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und sogar Tasten/ Fühlen.
Zuerst kommt das Hören. Wie oft habe ich schon von Youtubern gehört, wie “geil” es ist, wenn man den Korken aus der Flasche zieht und es einfach schön plump macht!!! Klar, bei Whiskys mit Schraubverschluss geht das nicht, aber da ist meistens ein Korken drin. Und das ist wirklich toll. Du hast eine Flasche, du freust dich darauf, sie zu öffnen und zu genießen. Du nimmst die Flasche, drehst am Korken und ziehst den Korken raus und es macht einfach Plump. Da kommt Freude in dein Herz. Dann nimmst du dein Glas und schenkst dir ein und was für ein Geräusch kommt? Gluck, gluck, gluck, gluck. Das stimuliert schon im Unterbewusstsein unsere Freude auf diesen Tropfen. 25 bis 30 ml sind ein Dram und reichen völlig aus.
Jetzt haben wir den Whisky im Glas und schauen uns die Farbe genauer an. Wenn der Whisky nicht gefärbt ist, sieht man, welche Farbe er während der Reifung im Fass bekommen hat. Nach der Destillation ist der Whisky so klar wie klares Wasser. Warum die Hersteller Farbstoffe in den Whisky mischen, kannst du hier nachlesen. (Artikel folgt demnächst) . Von der Farbe kann man zwar wenig bis gar nichts auf den Geschmack schließen. Aber es ist immer wieder faszinierend, welche Farbe ein ungefärbter Whisky haben kann.
Jetzt schwenken wir den Whisky im Glas und schauen ganz genau wie sich der Whisky im Glas bewegt. Ist er schwer und ölig oder bewegt er sich leicht im Glas. Ein Whisky kann auch weinen! Das sieht man an den Schlieren, die der Whisky an der Glaswand hinterlässt, wenn er wieder nach unten rutscht.
Nach dem Hören und Sehen kommt das Riechen. Bevor man den Whisky probiert, hält man die Nase ins Glas und sagt “Hallo”. Hier ist Vorsicht geboten. Je nach Whisky, Alkoholgehalt und auch Erfahrung kann es ein bisschen in der Nase stechen. Ich vergleiche es mit einem Gentleman, der eine schöne, sympathische Dame trifft, kennen lernt und sie dann küssen möchte. Wenn der Gentleman nun gleich versucht, sie zu küssen, ohne sie kennenzulernen und sich langsam an sie heranzutasten, dann wird sie ihm eine Ohrfeige verpassen. Und genau das passiert hier. Der Alkohol gibt dir eine Ohrfeige, wenn du zu stark riechst. Hier musst du mit Gefühl rangehen, dann klappt es auch mit dir und dem Whisky.
Das Riechen ist hier sehr wichtig, denn mit der Nase kannst du die Aromen erst richtig aufnehmen. Mit der Zunge kannst du nur Geschmacksrichtungen wie salzig, süß, sauer, bitter und umami schmecken. Alles andere kommt durch die Nase. Wenn du also eine verstopfte Nase hast, solltest du den ganzen Genuss beiseite legen und etwas anderes machen.
Jetzt nehmen wir einen Schluck, einen kleinen, nicht zu viel. Wir behalten den Whisky im Mund und kauen ihn. Wir bewegen ihn auf der Zunge und unter der Zunge und wieder auf der Zunge. Wir bewegen den Whisky von links nach rechts oder umgekehrt. Schon spüren wir auf der Zunge, wie er sich anfühlt. Kräftig oder ganz weich, das spürst du mit deiner Zunge. Die ersten Geschmäcker kommen durch den Mund in die Nase und geben dir schon einen guten Eindruck, was der Whisky für Aromen inne hat. Du kannst den Whisky auch zwischendurch immer wieder riechen, dann kommen noch mehr Aromen durch. Wie lange solltest du den Whisky im Mund behalten? Jemand hat mal gesagt, so viele Jahre er hat, so viele Sekunden solltest du ihn im Mund behalten. Bei einem 15 Jahre alten Whisky können das also 15 Sekunden sein. Aber das bleibt jedem selbst überlassen. Ich würde den Whisky nicht zu kurz im Mund behalten. Dann kommt der Moment des Schluckens. Einmal tief durch die Nase einatmen, den Whisky runterschlucken und dann durch die Nase ausatmen. Dadurch kommen noch ein paar Aromen den Rachen hoch und du schmeckst noch mehr. Jetzt konzentrierst du dich auf das, was in deinem Mund passiert. Du schmeckst und genießt.
Also jetzt zum zweiten Riechen und zum zweiten Schluck. Der erste Schluck war erst der Anfang. Jetzt hat sich deine Zunge an die ersten Aromen gewöhnt und kann im nächsten Schritt weitere Aromen finden. Das Ganze wiederholst du jetzt so lange, bis du den Whisky ausgetrunken hast.
Versuche auch mal den Whisky nur zu nippen und mit der Zunge gegen den Gaumen zu tippen. Es kommen jetzt neue Aromen zum Vorschein, die du vorher nicht wahrgenommen hast.
Wenn du besonders ehrgeizig bist, schreibe auf, was du schmeckst. So versuchst du die Aromen noch genauer zu untersuchen und durch das Aufschreiben kannst du es besser in deinem Kopf verankern. Mir persönlich hat es sehr geholfen meinen Geschmackshorizont zu erweitern und besser im Schmecken zu werden. Denn wie heißt es so schön: Wer schreibt, der bleibt.
Nein, es geht nicht um den Kater danach. Ich persönlich wasche die Gläser nicht sofort ab. Ich lasse sie bis zum nächsten Tag stehen und rieche gerne noch daran. Da sind noch viele Aromen drin. Vor allem Vanille, Nuss und andere. Das muss man jetzt nicht unbedingt machen, aber ich finde es mega spannend, was da noch rauskommt.
Wie man sieht kann man aus dem Genießen eine Philosophie machen. Ich hoffe, dass du mit diesem Beitrag dein Geniessen noch ein bisschen verbessern kannst und noch mehr Freude daran hast.
Slainte mhath!
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Hast du dich schon immer mal gefragt was Whisky ist? Es ist auf jeden…